Kind hört schlecht: Schwerhörigkeit bei Kindern | MySecondEar

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    Schwerhörigkeit bei Kindern: Symptome, Ursachen, Behandlung

    Etwa 1,5 von 1000 Neugeborenen sind bereits von Schwerhörigkeit betroffen. Sprich, ihre Wahrnehmung und Verarbeitung von akustischen Informationen ist von Geburt an eingeschränkt. Auch zu späteren Zeitpunkten im Verlauf der Kindheit und Jugend können Hörminderungen aus verschiedensten Gründen auftreten. Diese reichen von Infektionen bis hin zu übermäßiger Lärmbelastung. Insbesondere in jungen Jahren ist die Behandlung der Schwerhörigkeit essenziell, um Entwicklungsverzögerungen oder -beeinträchtigungen vorzubeugen.

    Schwerhörigkeit bei Babys und Kindern erkennen: Symptome

    Erstes Anzeichen für eine mögliche Schwerhörigkeit ist das Ausbleiben vom Erschrecken bei lauten Geräuschen ab der 4. - 6. Lebenswoche. Vom 6. Monat an sollte Ihr Kind außerdem aktiv auf Ansprache reagieren und versuchen, Geräuschquellen zu lokalisieren. Im weiteren Kinderheitsverlauf sind je nach Grad des Hörverlusts verschiedene weitere Anzeichen zu beachten: Bei leichter Hörminderung hören Kinder häufig leise gesprochene und geflüsterte Sprache nicht gut. Im Falle einer mittel- bis hochgradigen Schädigung sind nur noch laute Geräusche hörbar. Falls ein völliger Hörverlust vorliegt, ist lediglich Vibration von den Kindern wahrnehmbar. Ebenfalls sind auffällig lautes Reden, häufige Verständnisfragen und der fehlende Versuch, den Eltern nachzusprechen, Frühanzeichen von Hörschädigung.

    Um Schwerhörigkeit bei Babys und Kindern möglichst früh zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten, sollten alle Untersuchungen der Früherkennung wahrgenommen werden. Bereits bei der U1 wird ein erstes Hörscreening durchgeführt, allerdings heißt ein positives Ergebnis dessen nicht automatisch, dass im späteren Verlauf keine Schädigung des Gehörs mehr festgestellt werden kann. Suchen Sie bei Beobachtung der beschriebenen Anzeichen also unbedingt einen Arzt auf, um Klärung zu schaffen.

    Schwerhörigkeit bei Babys: Ursachen

    Bei Babys sind 50 % der Schwerhörigkeiten erblich bedingt, jedoch kann es sowohl in der Schwangerschaft als auch während der Geburt zu falscher oder verzögerter Entwicklung im Bereich des Hörorgans kommen. Verantwortlich hierfür sind zum einen spezielle Gene oder Gendefekte, die auch in Kombination mit anderen Erkrankungen, z.B. der Schilddrüse, des Herzens oder der Augen, auftreten. Erkrankungen der Mutter an Virusinfektionen, Syphilis, Stoffwechselerkrankungen oder der Missbrauch von Alkohol und Drogen in der Schwangerschaft können ebenfalls zu angeborener Schwerhörigkeit bei Babys führen. Darüber hinaus wirken sich Frühgeburten, mechanische Schäden durch oder Sauerstoffmangel im Geburtsvorgang, Gelbsucht sowie Hirnblutungen potenziell negativ auf den Hörsinn aus. Nach der Geburt besteht das Risiko vor allem in Entzündungen des Mittelohrs oder der Hirnhaut sowie typischen Infektionen im Kindesalter wie Masern, Mumps und Röteln.

    Ursachen für Schwerhörigkeit im Kindesalter

    Die Ursachen für eine Schwerhörigkeit im Kindesalter können bei Infektionen liegen, aber ebenso auf Folgen einer Mittelohrentzündung, Erkältungen oder vergrößerter Rachenmandeln zurückzuführen sein. Konsequenz kann eine Ansammlung von Sekret in der Paukenhöhle sein, durch die wiederum ein Tubenverschluss entstehen kann. Wenn dieser über einen zu langen Zeitraum besteht, findet eine krankhafte Veränderung der Schleimhäute statt. Scheitert in diesem Zustand die medikamentöse Behandlung, wird ein Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt, um dauerhafte Belüftung und die Trocknung des Mittelohrs zu bewirken. Nach einigen Monaten wird das Röhrchen von alleine abgestoßen. Die Höreinschränkung besteht demnach nur vorübergehend. Bei Jugendlichen ist in den letzten Jahren eine Zunahme an Hörstörungen zu verzeichnen, die auf zu hohe Lärmbelastung durch Musik zurückgeführt werden.

    Wichtig: Damit Hörschädigungen des empfindlichen Kindesgehörs vorab vermieden werden, sollte präventiv auf ausreichenden Gehörschutz geachtet werden. Bereits eine Lautstärke ab 85 Dezibel kann eine Gefährdung für das kindliche Gehör darstellen. Sobald einmal ein Schaden entsteht, ist dieser nur schwer reparabel. Achten Sie daher darauf, Ihre Kinder keinen übermäßig lauten Umgebungen auszusetzen oder einen passenden Gehörschutz zu verwenden.

    Folgen von Schwerhörigkeit bei Kindern

    Für Kinder ist die Behandlung von Schwerhörigkeit essenziell, um eine regelhafte Entwicklung der Sprach- und Sozialentwicklung sicherzustellen. Da der kindliche Spracherwerb zu einem großen Teil durch sprachliche Vorbilder und Imitation erfolgt, ist ein Hören des sprachlichen Inputs notwendig. Je früher dabei eine Intervention vorgenommen wird, desto besser, denn bereits in den ersten Monaten und Jahren des Lebens werden fundamentale Grundpfeiler der weiteren Entwicklung gesetzt. Eine weitere mögliche Folge ausbleibender Behandlung ist die Verzögerung der kognitiven Entwicklung, die aus der eingeschränkten Entdeckung der Welt mit allen Sinnen resultiert. Zudem werden auch bereits bei leichten Hörminderungen Einbußen in der schulischen Leistung auffällig. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Schule ein höchst interaktiver Ort ist, an dem das Wissen vorrangig verbal vermittelt wird.

    Behandlung von Schwerhörigkeit bei Kindern und Babys

    Welche Behandlung die höchsten Erfolgsaussichten hat, hängt von der Ursache der Höreinschränkung ab. Bei durch Infektionen bedingter Schwerhörigkeit ist in der Regel eine vorübergehende, medikamentöse Behandlung möglich. Im Falle von genetischen oder weiteren Ursachen schafft zumeist die Anpassung eines geeigneten Hörgerätes Abhilfe. Welche Besonderheiten Kinderhörgeräte aufweisen und wie viel sie kosten, lesen Sie hier. In selteneren Fällen ist das Einsetzen eines Cochlea-Implantats empfohlen, beispielsweise wenn anatomische oder auditive Bedingungen das Tragen eines Hörgerätes verhindern.

    Schwerhörigkeit bei Kindern: Operation

    Bestimmte Bedingungen verhindern den Einsatz eines herkömmlichen Hörgerätes und erfordern gegebenenfalls den Einsatz eines Implantats. Eine Möglichkeit stellt hier das Cochlea-Implantat (CI) dar, das die Funktion des Innenohrs übernimmt und akustische Informationen an das Gehirn weiterleitet. Während Hörgeräte eher die Lautstärke verstärken, ist das CI also maßgeblich am Leitungsprozess im Hören beteiligt. Ein Cochlea-Implantat ist jedoch keine Wunderlösung. Es braucht Zeit, sich an das Gerät zu gewöhnen und erfordert intensives Training im Umgang und Hören mit diesem. Faktoren, die den Erfolg mit dem CI beeinflussen, sind beispielsweise das Alter bei der Implantation und der Grad des Hörverlusts.

    Hörverlust bei Kindern: Was Eltern tun können

    Wenn das Kind schwerhörig ist, ist das für die meisten Eltern zunächst eine schockierende Neuigkeit. Emotionale Reaktionen sind plausibel und dürfen sein. Jedoch ist es höchst relevant, dass Sie eine bestmögliche Unterstützung für Ihr Kind darstellen.

    1. Informieren Sie sich: Je besser wir uns mit einer Thematik auskennen, desto weniger bedrohlich wirkt sie. Je besser Sie sich mit dem Thema Schwerhörigkeit auskennen, desto besser werden Sie Ihr Kind verstehen und unterstützen können.
    2. Nehmen Sie Beratung in Anspruch: Bei der Diagnose "Schwerhörigkeit" treten womöglich eine Menge Fragen auf. Scheuen Sie nicht davor, sich Beratung zu suchen, um Ihrem Kind das Leben zu erleichtern.
    3. Seien Sie offen: Ehrlichkeit gegenüber Ihrem Kind und Anderen bezüglich der Höreinschränkung hilft in der Regel dabei, das Verständnis von außen zu erhöhen. Ihr Kind wird weniger Probleme im Alltag haben, wenn Ihre Mitmenschen um die besonderen Bedürfnisse wissen.
    4. Akzeptieren, Involvieren, Unterstützen: Akzeptieren Sie die Besonderheit Ihres Kindes und geben Sie ihm stets das Gefühl, unterstützt und involviert zu sein. Nehmen Sie sich Zeit, mit Ihrem Kind zu sprechen und herauszufinden, wo Sie es unterstützen können. Vereinbaren Sie beispielsweise Signale (z.B. Händedruck), mit denen Ihr Kind Ihnen anzeigen kann, dass es etwas nicht verstanden hat. So können Sie subtil und angemessen reagieren.
    5. Seien Sie geduldig: Achten Sie auf die Anpassung Ihres sprachlichen Inputs, damit Ihr Kind Sie möglichst genau versteht. Sprechen Sie laut und deutlich und wiederholen Sie auf Nachfrage geduldig Ihre Aussagen, um Ihr Kind nicht zu verunsichern.
    6. Nutzen Sie technische Hilfsmittel: Neben Hörgeräten gibt es eine Vielzahl an technischem Zusatzzubehör, das den Alltag Ihres Kindes bereichern kann. Informieren Sie sich und scheuen Sie nicht, auf diese Hilfsmittel zurückzugreifen.
    7. Nutzen Sie zusätzliche Therapie: In Ergänzung zur Hörversorgung, sollten zusätzliche Therapieangebote in Anspruch genommen werden. So hilft beispielsweise die Logopädie dabei, die Sprachentwicklung Ihres Kindes zu unterstützen.
    8. Nutzen Sie Austauschmöglichkeiten: Für Eltern kann die Diagnose “Schwerhörigkeit” bei ihren Kindern eine unerwartete Herausforderung sein. Über zahlreiche Austauschmöglichkeiten können sich Eltern vernetzen, gegenseitig unterstützen und informieren.
    9. Fördern Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes: Normalität in den Umgang mit der Schwerhörigkeit zu bringen, hilft Ihrem Kind, das eigene Selbstvertrauen zu wahren. In der Schule kann es durchaus dazu kommen, dass Ihrem Kind mit Fragen und Vorbehalt gegenüber eines Hörgerätes begegnet wird. Um das Ausbilden von Unsicherheiten zu vermeiden, ist die elterliche Unterstützung und Aufklärung daher besonders entscheidend.